Bitcoins – Was man wirklich wissen muss | Harald Lesch

Ich habe einen Gast. Einen. . .
The Master of the Universe. Er ist praktisch der Geldflüsterer.
Also wenn man etwas über Geld wissen willund wenn man etwas über Bitcoins wissen will,
dann läd man ihn ein. Rainer, schön dass du da bist.
Was ist denn ein Bitcoin. Zunächst mal Nullen und Einsen.
Und gemacht wird er in einem Prozess, deranalog zum gold mining heißt;
also er wird geschürft. Und dieser Schürfprozess ist eine Art Rätsel,
eine Scharade, das Lösen eines Rätsels. Wenn man dieses Rätsel löst,
dann öffnet sich quasi ein Schrankund in diesem Schrank liegt ein Bitcoin.
Also das sind jetzt keine einfachen Rätzel. Das ist so als würde man beim Würfeln so lange würfeln
müssen bis du tausend Mal hintereinander eine 6 hast. Aber Rainer ich bin ja kein Bitcoinbesitzer.
Aber ich bin Zeitungsleser. Und ich lese „Bitcoins werden an den Börsen gehandelt“
und bei diesem Bitoin-mining wird inzwischenso viel Energie verbraucht, wie Dänemark im ganzen Jahr.
Und da kann man natürlich extrapolieren,wenn immer mehr Menschen an der Spekulation am Bitcoin teilnehmen wollen,
und offenbar ist dieses Bitcoin-mining ja sehr energieaufwendig,und dann kann ich mir natürlich als Physiker leicht ausrechnen:
Wenn das so weitergeht, dann ist es ja irgendwann so weit,dass der Weltenergiebedarf dafür herhalten muss,
um diese virtuelle Währung da zu minen. Also es gibt Prognosen auf 2024, dass dann der gesamte Weltenergiebedarf. . .
Aber du hast gerade gesagt „Das kann ich mir leicht herleiten“Extrapolierst du linear oder. . . ?Naja potentiell würde ich schon sagen, ich habe 10-prozentige
Steigerungen und dann bin ich natürlich ziemlich schnell. . . Sicher. Jetzt fangen wir an die Innovation mit
reinzurechnen, ja? Das ist ja ein evolvierendes System,dass sich eigentlich jeden Tag neu erfindet. Also es wird weniger Energie brauchen pro Aktion. Ich denke das wird darauf hinauslaufen.
Ich sage immer das ist wie ein Stahlwerk 1850. Da hat man auch mit anderen Wirkungsgraden Stahl erzeugt. Fangen wir doch mal historisch an: Wie ist man denn
auf den Gedanken gekommen Kryptowährungen einzuführen?Warum hat man das gemacht?Das Machen ist schon mal. . . Oder wer?Wer? Ja, das ist genau die interessante Frage. Also entstanden
ist das. . . Oder es gibt einen Aufsatz zu diesem Themavon einem Menschen, der heißt Satoshi Nakamoto.
Wobei keiner weiß, ob der so heißt oder ob’s den gibt. Der ist, glaube ich, 2009 erschienen.
Nach der Lehman-Krise jedenfalls. Und das ist ein Programmierer wo er im Prinzip die Säule und
den Code und das Protokoll dieser Währung beschreibt. Und damit hat das alles angefangen. Und was steht in dem Protokoll drin?Wie dieses System funktioniert.
Vielleicht sollte ich es kurz erklären. Also es geht im Prinzip darum, dass normales Geld, das Geld
das wir jeden Tag benutzen, das Fiatgeld auf GirokontenDas ist ja auf Vertrauen basierend. Also ich gehe zu einer Bank. Bei der Bank habe ich ein Konto.
Auf dem Konto sind 500€. Ich vertraue darauf,dass die Bank in der Lage ist mir diese 500€ auszuzahlen.
Wir vertrauen darauf, dass der Staat und die Zentralbankenund die Banken so zusammen funktionieren, dass wir jederzeit
unsere Ansprüche geltend machen können und an unser Geld herankommen. Vertrauen, OK? Das Bitcoin-Prinzip ist Misstrauen.
Das funktioniert schon mal völlig anders. Es basiert alles auf einem Rechnernetzwerk
mit mehreren hundertausend Rechnern. Und jetzt kommt jemand, sagen wir mal wir
beiden wollen uns Bitcoin überweisen. Wobei das Bitcoin ist wie Bargeld. Also wir würden es nicht
überweisen, sondern ich würde dir quasi Bitcoin digital übergeben. Das ist ein wichtiger Unterschied, ja?
Das ist kein Konto, sondern Bitcoin ist wie Bargeld. Wenn du es verlierst ist es weg.
Jetzt kommst du in dieses System rein. Und dann werden wir beide erstmal mit Misstrauen betrachtet.
Also man wird sagen: „Du darfst das Geld nicht kriegen. „Und ich hab das Geld nicht, um es zu überweisen.
Und dann wird in einer Art ewigem Kontoauszug,auf Englisch nennt man das „Ledger“, einer Art ewigem Kontoauszug
guckt die Gemeinde, die Community nach, ob ich z. B. dieses Geld habe. Die gucken dann: Der eine hat irgendwann mal 100 Bitcoin gekauft.
Dann hat er 20 ausgegeben, hat 15 dazuverdient usw. Das ist ja interessant. Also während in dem anderen System
ja auch Anonymität – also wir beide machen Geschäfte -irgendwie gar nicht von den anderen betrachtet wird,
ist es beim Bitcoin genau anders herum:Zunächst einmal, damit diese Handlung sich überhaupt vollziehen kann,
gucken alle mal, ob ihr überhaupt Mitglied im Club sein dürfen. Richtig. so in der Art läuft’s.
Aber sie wissen nicht wer wir sind. Das ist natürlich jetzt eine Sache, die Energie kostet
und aufwendig ist. Also sowohl echte Energie als auch:Warum soll ich das machen, wenn ich da nichts für kriege?
Und deswegen wird im Hintergrund sozusagen bei diesem Prozesswerden neue Bitcoins erzeugt. Und das stellt man sich am besten
so vor als wäre man im Fitness-Club. Da ist ein Spindund in dem Spind liegt ein Bitcoin. Und vor dem Spind ist ein
Vorhängeschloss. Und um dieses Vorhängeschloss aufzumachen,muss ich Rechenaufgaben lösen. Also da rechnet jetzt ein
Rechner und rechnet, rechnet und löst diese Aufgaben. Und wenn er diese Aufgaben gelöst hat, dann geht der Schrank auf
und er kann sich den Bitcoin herausnehmen und das ist die Belohnung,die er bekommt, weil er die Verifizierung
gemacht hat von der Transaktion. Er hat sie also hart erarbeitet?Genau. Und so funktioniert das System und im Programmcode
ist eine Obergrenze von 21 Mio. Bitcoins festgelegt. Es ist also eine endliche Menge. Genau. Das ist also auch anders als bei unserem Geld. Das wird ja nachgedruckt bei uns. Unser Geld, das wir haben, ist intrinsisch inflationär. Das ist
nichts böses, sondern passt halt zu unserer Art zu wirtschaften. Und der Bitcoin ist intrinsisch deflationär,
weil er ja eine feste Obergrenze hat. Das ist auch ein Unterschied zum jetzigen Geldsystem. Also es
ist im Prinzip ein Auf-den-Kopf-stellen des Fiatgeldsystems. Und es ist eine Reaktion auf die Finanzkrise von 2008?Richtig. Gibt es denn sowas wie einen Gegenwert beim Bitcoin? Also kann
ich denn sicher sein, dass wenn ich die irgendwann einmal. . . Also als Ökonom müsste ich sagen: Der Nutzwert.
Der Nutzwert besteht ja. . . Es gibt ja, in Deutschland nicht so ausgeprägt, aber z. B. in
Toronto gibt’s 100 Geldautomaten aus denen man Bitcoins ziehen kann. Da steckst du die Kreditkarte rein, dann kriegst du einen Dollar
abgebucht und einen Bitcoin auf dein Wallet geladen. Also d. h. in Toronto wird Bitcoin wirklich wie eine Währung
gehandelt? Wird wie eine Währung genutzt?Von bestimmten Kreisen, ja. Das wäre ja in Deutschland nicht erlaubt, weil bei uns unterliegen
Währungen dem Währungsgesetz hier kann niemand kommen und. . . Richtig. Wobei man kann auch in Cafés in Berlin z. B.
da kannst du einen Kaffe mit Bitcoin bezahlen. Oder mit. . .
– Satoshi. Satoshi ist der Cent vom Bitcoin. Es ist ja ohnehin so, wenn man sich mal überlegt, wenn wir über
Geld sprechen haben wir uns längst daran gewöhnt,dass es für ein Stück Papier, auf dem 20€ stehen, es ja
eigentlich auch keinen richtigen Gegenwert mehr gibt. Da steht ja nicht drauf: „Wir garantieren ihnen, dass sie
für diese Banknote irgendwie etwas 20-faches kriegen. Also wir haben uns längst daran gewöhnt, dass wir mit virtuellem
Vertrauen arbeiten. – Richtig. Beim Bitcoin habe ich aber praktisch das Vertrauen in so einer
bestimmten Form gespeichert, weil ich ja vorher all dieseRechenaufgaben lösen musste, um ihn überhaupt zu erwerben.
Ich habe ja dadurch, dass ich ihn besitze,zeige ich ja zu welcher Leistung ich
mindestens ein Mal fähig gewesen bin. Nur um das präziser zu machen: Du musst das nicht lösen, sondern die Miner
lösen das und von denen kaufst du dann den Bitcoin wie bei der Börse. Aber ich gebe Geld dafür aus, dass andere dieses Problem gelöst haben.
Was ich ja z. B. beim Aufkaufen oder wenn ich Bargeld erwerbewas für einen Gegenwert habe ich denn da eigentlich oder
was für eine Leistung habe ich da eigentlich erworben?Eine vermeintliche staatliche Garantie. Kannst du dir vorstellen, dass u. a. auch dadurch wie über Bitcoins
berichtet wird in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht,da passieren Dinge im virtuellen Raum, die das gesamte Finanzsystem
irgendwie mindestens gefährden, wenn nicht sogar aus den Angeln heben können. Es wird ja immer wieder darüber berichtet, dass man die jetzt schon. . .
Man kann darauf wetten, ob der Bitcoin fällt, ob der Bitcoin steigt usw. Also er ist ja zu einem offizellen Gegenstand der Börsenspekulationen
geworden. Und dass dann immer mehr Leute auch das Gefühl haben:Moment mal. Da ist ja auf dem Planet Internet jetzt eine ganz
andere Dynamik im Finanzsystem als wie man das vorher hatte. Also das ist natürlich eine Technologie, die jetzt in den Kinderschuhen
noch steckt. Und der Bitcoin ist im Prinzip von den ganzen Kryptowährungendie erste. Und meiner Ansicht nach auch die, wie soll ich
sagen, primitivste. Da ist eine Evolution in der Idee drin. Also was mir wichtig ist an der ganzen Geschichte ist einfach
die Genialität dieses Konzeptes überhaupt erstmal zu verstehen. Also das was in den Medien gemacht wird, immer zu fragen:
Ist es eine Blase? Was ist denn so ein Ding wert?Heute Oh 16. 000, oh heute nur 13. 000.
Das ist eine völlig falsche Fragestellung!Also ich glaube, wir können ganz ruhig sein, was Bitcoins betrifft
Wir gucken uns mal an wie das weitergeht und in der Evolutionhaben sich viele Dinge immer noch selber geregelt.